An meinen letzten Blog Beitrag, Was bringt es mir, "Nein" sagen zu können?, schließt sich dieser Post und die folgende Frage an:
"Was mache ich, wenn ich eine Situation identifiziert habe, zu der ich Nein sagen möchte? Wie stell ich das an, ohne mein Gegegenüber absichtlich (!) zu verletzen oder zu verärgern? Ich möchte nicht schlecht da stehen."
In erster Linie denke bitte daran, wieso du diese Grenze oder dieses "Nein" setzen möchtest. Willst DU die dadurch gewonnene Zeit oder Energie lieber anders nutzen? Möchtest DU dich dadurch schützen? Dann gibt es eigentlich keinen Grund, zu denken, dass du dein Gegenüber absichtlich verletzen oder verärgern würdest. Tust du ja nicht. Denn dir geht es um dich!
Es ist vielmehr an der Person, die dich um etwas bittet oder es verlangt, wie er oder sie mit einem Nein umgeht und darauf reagiert. Oft reagieren Menschen leider etwas "allergisch", wenn sie plötzlich ein "Nein" zu hören bekommen, wo es vielleicht jahrelang ein widerstandsloses "Ja" gab, wenn sie um etwas gebeten haben. Sie lernen deine neuen Grenzen ja auch erst kennen und müssen sich daran gewöhnen. Du hilfst deinen Mitmenschen sozusagen, Grenzen zu erkennen und vielleicht auch ein Stück weit in die Eigenverantwortung zu finden.
Wenn du nun also für dich festgestellt hast, "Ich möchte dir diesen Wunsch nicht erfüllen, das tut mir leid, aber ich treffe damit eine Entscheidung für MICH", dann kannst du das auch genau so kommunizieren. Denn natürlich geht es nicht darum, seinen Mitmenschen gegenüber unhöflich oder kalt zu werden. Zeige deinem Kollegen, Freund oder Familienmitglied, dass du nicht kategorisch "Nein" zu ihm sagst, weil du ihm etwas Böses willst, sondern dass deine Entscheidung aus Gründen XY dieses Mal anders ausfällt. Du brauchst dich dabei nicht zu rechtfertigen. Aber mit einem Grund können Menschen Entscheidungen oft besser akzeptieren oder auch verstehen (weil sie es vielleicht genau so machen würden).
Ein wichtiger Schlüssel für gesunde, liebevolle Grenzen im täglichen Leben sind außerdem auch Kompromisse. Sofern es sich um eine Bitte handelt, die du lediglich jetzt oder zu dem gewünschten Zeitpunkt oder in diesem Umfang nicht erfüllen kannst und magst, biete deinem Gesprächspartner eine Alternative an. Würde dir beispielsweise ein anderer Tag oder Uhrzeit besser passen? Oder erledigst du einen Teil der Bitte sehr gerne, jedoch nicht alles? Kann dir jemand anderes dabei helfen? Sprich das ruhig an und findet so zusammen eine Lösung.
Egal, ob ein "teilweises Nein" oder auch mal ein rigoroses, weil ein an dich herangetragener Wunsch partout nicht verhandelbar ist (was auch mal sein darf 😊): Wenn du eine Grenze gezeigt oder ausgesprochen hast, bleib dabei konsequent. Denn wenn wir Grenzen nach ein oder zwei weiteren Nachfragen wieder kippen, raubt das letztlich mehr Kraft und unser Gegenüber wird es künftig einfach so machen, um zu bekommen, was er von dir möchte. Denn schließlich lernen unsere Mitmenschen mit uns mit. Erst wenn deine gesetzten Schutzgrenzen nicht mehr verhandelbar sind, schützt du deine Energien und dich selbst richtig und dein Umfeld wird sich dir anpassen, sodass nach eventuell anfänglichem Stutzen natürlich wieder eine prima Harmonie zwischen euch entstehen kann.
Sei nicht demotiviert, wenn es nicht auf Anhieb klappt und eine Grenze vielleicht doch noch mal ins Schwanken gerät. Im Grunde sind Grenzen, innen wie außen, Muskeln, die aufgebaut und gestärkt werden wollen. Dann klappt es eben beim nächsten Mal besser! 🙃
Das gilt natürlich auch alles gegenüber deiner Dualseele! 😉 Denn er oder sie ist schließlich deine Kür in Sachen Grenzen setzen und wächst am besten an deinen Schutzgrenzen!
In diesem Sinne: Bleib tapfer auf deinem Weg, es lohnt sich!
Ich wünsche dir einen tollen Tag, lass es dir gut gehen!
Deine Carolina 🌸
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Clara (Freitag, 31 August 2018 18:16)
Hallo ihr zwei (: ich kann mich in euch derzeit wirklich wiedererkennen. Ihr scheint diese Phase schon recht gut überwunden zu haben. Ich befinde mich gerade darin und es ist schier grauenhaft. Das verstörende daran ist, dass man selbst an sich entdeckt worin die Fertigkeiten mangeln, da man es schlicht einfach noch nie getan hat zb. Die Situation, dass ein Kollege sich zu einem gesellt und Lust auf schnattern hat, selber sitzt man vor wichtigen Unterlagen, die zu bearbeiten sind. Früher habe ich Pause gemacht mit der Arbeit, mein Ohr geduldig dem Kollegen zugewandt und lieber eine Überstunde dran gehängt. Doch nun sehe ich es nicht mehr ein, meine Arbeit verzögert sich schließlich dadurch und meine Freizeit ebenso. Als ich das erste mal Nein sagte und es nett erklärte, da hat mein Herz schier bis zum Hals geklopft, und meine Stimme hat gezittert. Ich habe mich vor mich selbst erschrocken, dass mir so etwas sooo dermaßen schwer fällt.
Überhaupt erschrecke ich mich oft vor mir selber zur Zeit, ich fühle mich oft kalt und egoistisch.
Ja, Kontakt zur Familie ist bei mir auch bereits eingebrochen wie bei dir Sandi, aber ich habe dieses "ich muss und soll" einfach nicht mehr ertragen. Inzwischen ist mir kein Kontakt lieber als ein Kontakt voller Pflichten oder angepassten Verhalten.
Ich hoffe diese Phase fällt mir irgendwann leichter, um ehrlich zu sein ist das für mich gerade die schwierigste Phase überhaupt. Ich bemerke wie sehr ich darauf getrimmt wurde nett und brav zu sein und meine eigenen Bedürfnisse anzustellen.
Jessi (Mittwoch, 22 August 2018 23:26)
Sandi, mir geht es genauso. Es gibt noch einen einzigen Menschen, dem ich mich öffnen kann. Wir kennen uns schon ewig, aber erst durch die ganze DS-Geschichte sind wir uns wieder näher gekommen.
Aber weisst Du was? Ich bin inzwischen froh, dass ich nicht mehr so vertrauensselig bin. Früher habe ich mich viel zu früh, viel zu sehr geöffnet. Mich seelisch regelrecht prostituiert. Dadurch konnten Menschen mit mir machen was sie wollten. Sie machten sich über mein seelenleben lustig, benutzen es gegen mich, demütigen mich auf vielfältige Weise. Und ich war dem völlig ausgeliefert. Ich habe lange Zeit nicht verstanden, was ich falsch machte. Aber ich habe nichts falsch gemacht. Viele Menschen sind einfach ziemlich kaputt und man kann ihnen nicht trauen. Sie sind neidisch, fühlen sich klein und minderwertig...so bald sie sich dann ein kleines bisschen überlegen fühlen, nutzen Sie das hemmungslos aus. Alles für ein wenig Macht. Ich war selbst nie so und bin immer davon ausgegangen, dass andere Menschen es auch gut mit mir meinen.
Inzwischen achte ich mehr darauf, dass ich auch etwas zurückbekomme und Sorge dafür, dass bekomme was ich brauche. Ich kann dabei auch durchaus mal manipulativ und fies sein. Zumindest wenn mein gegenüber auch entsprechend handelt. Eine ganze Weile habe ich mit meinem neuem Ich gehadert, aber langsam geht es..
Beruflich und finanziell geht es nun auch endlich bergauf.
Es ist ganz gut, wenn man gut auf sich aufpasst und zugeknöpfter ist :)
sandi (Mittwoch, 22 August 2018 18:55)
Super geschrieben Jessi ! (ich erkenne mich 1 zu 1 wieder)
Auch ich hatte diese Phase ... Kontakt zur Familie komplett abgebrochen und nur, wer diese Manipulationen kennt und weiß, was damit einhergeht, kann diesen einschneidenden Schritt verstehen.
"Freunde" habe ich eigentlich nur noch eine Person, der ich vertraue und die seit bald 18 Jahren meine teils heftigen Wandlungen mitmachte...ansonsten fällt es mir sehr schwer, mich für neue Menschen zu öffnen, da ich auch meist vorher schon sehr genau spüre, wo die Reise hingehen würde....
Jessi (Freitag, 17 August 2018 22:57)
Das klingt bei dir alles so nach "heiler Welt" ;)
Als ich anfing zu mir zustehen, da herrschte Krieg. Das war der reinste psycho-terror, dem ich ausgesetzt wurde. Ich musste erkennen, dass ich von sehr vielen Menschen über sehr viele Jahre heftig manipuliert worden war und ich diesen Menschen in keiner Weise wichtig war, sondern sie sich nur für den nutzen interessierten, den sie aus mir zogen. Das war schmerzhaft und zeigte sich auch immer wieder in neuen Verbindungen, die dann aber recht schnell auseinandergingen. Jetzt bin ich da durch. Grenzen setzen geht nun gut und recht harmonisch. Ich spüre die Energien der Menschen und weiss damit umzugehen. In der Regel schon vor der eigentlichen Situation kann ich erspüren, was da auch mich zukommt. Ruhe kehrt ein. Aber es war ein heftiger Krieg und der ein oder andere hat sich mächtig an mir die Zähne ausgebissen. Das ging so weit, dass ich rechtliche Konsequenzen ziehen musste.